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Gegen Ende des 18. Jahrhunderts
kam Jean-Caspar Remy (1794-1837), Sohn aus erster Ehe des wohlhabenden
Notars Johann Theodor Remy, nachdem die Mutter verstarben war und der
Vater eine neue Ehe eingegangen war, als Mündel zu dem Bäcker
Michel Bong. In der Folge übernahm Jean-Caspar Remy
mit seiner Frau Maria Brüll (1791-1889) die Bäckerei des Vormundes. Ein Sohn
aus dieser Ehe verstarb als Student nach 1845 in Heidelberg.
Nach dem Tode des Jean-Caspar Remy 1837,
kaufte die Witwe
1838 das Anwesen der Erben de
Grand Ry in der Haastraße und ehelichte
im Juni des Jahres, den Bäcker Carl Rinck (1816-1888) Sohn des aus Aldenhoven
stammenden Schlossers und Ofenbauers, Johann Theodor Rinck (1782-1839).
Die Bäckerei sowie eine Mehl- und Futtermittelhandlung, zog im
gleichen Jahr in das erworbene Haus in der Haasstraße, wo die Eheleute
das Geschäft bis 1888 führten. Nebenberuflich war Carl Rinck Präsident im
Kirchenbauverein für die Sankt Josephskirche. Bei der Bildung des ersten
Kirchenvorstandes wurde er 1872 deren Präsident. Maria Rinck-Brüll war
die Patinnen der von
den Eupener Handwerkern gestifteten Glocke. Ab 1876 war Carl Rinck Stadtverordneter unter Oberbürgermeister Peter Becker.
Da die Ehe kinderlos blieb, übernahm der Neffe Richard Rinck (1866-1939) 1888,
nach dem Tode des Onkels das Geschäft. Dieser führte es mit seiner
Schwester, die 1909 plötzlich verstarb, weiter. Bedingt durch diese
Umstände heiratete Richard Rinck 1911 die aus Wörrstadt bei Mainz stammende Wilhelmine Diehl.
Um die Jahrhundertwende gab es in Eupen mehr als 90
Backbetriebe bei rund 12.000 Einwohner sowie die Konkurrenz der belgischen Bäcker, die in unmittelbarer Grenznähe
zum Teil in Privathäusern oder aus ihren Karren sehr preiswerteres Brot
verkauften, es sicherlich keine
sehr einfache Zeit.
Richard Rinck engagierte sich Zeit
seines Lebens für die beruflichen Belange seiner
Zunft, zuerst in der Vereinigung der Eupener Bäcker und nach
Gründung der Bäckerinnung, damals als "Zwangsinnung" mit
Pflichtmitgliedschaft, wurde er
1909 der Gründungsobermeister.
Richard Rinck war mehr als 25 Jahre Mitglied des Stadtrates, sowohl zur Preussenzeit, wie
auch zu belgischer Zeit. In dieser Funktion, bekleidete er ab 1923 mehrere Jahre das Amt
des Bauschöffen. In seine Amtszeit fiel die Gründung der
Baugenossenschaft und der Bau einer Arbeitersiedlung in den Hütterwiesen
(Gülcherstrasse). Er erhielt anfänglich als Schöffe, ein jährliches Entgelt von
3000 Franken.
Seine Ehefrau fand mehr und mehr Interesse an
der Herstellung von Konditoreierzeugnissen, eine
Leidenschaft die dem Geschäft in den 1920er und 1930er Jahren
zu einigem Aufschwung verhalf.
100 Jahre Bäckerei Konditorei
Rinck
Siehe hier den Artikel,
im
Korresplondenzblatt des Kreises Eupen, vom 9. Juli 1938
A b 1938 übernahm der
1913 geborene Sohn
Hans Rinck die Geschicke des Geschäftes, nachdem er
die Lehre in Verviers gemacht, die Kölner Meisterschule für Konditoren, sowie
zahlreiche Weiterbildungskurse besucht hatte. Anfang 1940, nur wenige Monate nach dem Umzug in die Klosterstrasse, wurde er
als Folge der Mobilmachung in die
belgische Armee eingezogen, während seine Mutter und
ein Lehrling die Aktivitäten fortsetzten.
Von 1940 bis 1942 konnte Hans Rinck wieder seiner
beruflichen Tätigkeit nachgehen. Danach wurde er
zum Zwangsdienst in die deutsche Wehrmacht eingezogen.
Als direkte Folge, musste das Geschäft bis August 1945
geschlossen bleiben und wurde am Tag nach der Rückkehr des
Besitzers,
aus der Kriegsgefangenschaft (am Garnstock) wiedereröffnet.
Die
Nachkriegsjahre waren eine Zeit des Aufbruchs, denn der Nachholbedarf nach den Entbehrungen der Kriegszeit
war groß. 1947 ehelichte Hans Rinck, Hilde Mockel.
Die gestiegene Nachfrage, die mehr als 10 Jahre andauerte, war
enorm. So war in
der Nachkriegszeit bis etwa 1960 der Betrieb eine reine
Konditorei mit Café. Erst Ende der 1950er Jahre
wurde wieder mit der Brotherstellung
begonnen. 1965 begann Freddy Rinck die Lehre in der
elterlichen Backstube und arbeitete
nach Ablegung der Meisterprüfung 1970, zwei Jahre in anderen Betrieben.
Von 1965 beschritt Hans Rinck den Weg seines Vaters und wurde
Obermeister der Bäcker- und Konditorinnung. In
seiner Amtszeit wurden viele Kontakte zu auswärtigen Innungen gepflegt.
Hieraus resultierten die Verschwisterungen mit Innungen von Tongeren und Brügge.
Dieses Amt, führte er
noch 6 Jahre nach der Geschäftsübergabe mit viel
Hingabe und Freude bis 1982 weiter.
Durch eine
Erkrankung von Vater Hans, musste Freddy Rinck
seine "Wanderjahre" früher als vorgesehen
abbrechen. Er vervollständigte seine Ausbildung in
Seminaren, Fachliteratur und durch die tägliche Arbeit in der
Eupener Backstube.
Ab 1976 übernahm er schließlich mit seiner Frau
Katja das Geschäft in der 4. Generation. Schon im
ersten Jahr wurde der Verkaufsraum grundlegend
umgestaltet. Im Oktober 1976 erfolgte die Übernahme
der Backwarentheke im damaligen Kaufhaus Nopri, heute "Carrefour
Market" Eupen.
Die in den folgenden 30 Jahren
gestaltete Geschäftspolitik erforderte
erhebliche Investitionen in Gebäude, modernen
Maschinen und natürlich auch in qualifizierten
Mitarbeitern. Durch ständige Anpassung
des Sortiments und die konsequente Einhaltung
unserer Qualitätskriterien versuchten wir mit unseren Mitarbeitern, unsere
zum Teil langjährigen Stammunden zufrieden zu
stellen.
Ein schöner Dank war, noch in den späteren 1970ern von Kunden zu hören, dass sie schon
mit ihren Eltern, Rinck's Reisfladen oder Brezeln "unter der Haas" gekauft
hatten.
Im Sommer
2013 begingen wir das 175. Bestehen des Familienbetriebes.
Bild 1: Carl und Marie Rinck-Brüll
Bild 2: Richard Rinck
Bild 3: Hans + Hilde Rinck
Bild 4: F.Rinck beim Krapfenbacken zu Karneval 1976
Bild 5: Die Filiale im Carrefour Market
Februar
2016
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