Bäckerei - Konditorei
Rinck


Eupen

 

1838 - 2013 / 14     175 Jahre Bäckerei Rinck

 

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts kam Jean-Caspar Remy (1794-1837), Sohn aus erster Ehe des wohlhabenden Notars  Johann Theodor Remy, nachdem die Mutter verstarben war und der Vater eine neue Ehe eingegangen war,  als Mündel zu dem Bäcker Michel Bong.

In der Folge übernahm Jean-Caspar Remy mit seiner Frau Maria Brüll (1791-1889) die Bäckerei des Vormundes. Ein Sohn aus dieser Ehe verstarb als Student nach 1845 in Heidelberg.

Nach dem Tode des Jean-Caspar Remy 1837, kaufte die Witwe 1838 das Anwesen der Erben de Grand Ry in der Haastraße und ehelichte im Juni des Jahres, den Bäcker Carl Rinck (1816-1888) Sohn des aus Aldenhoven stammenden Schlossers und Ofenbauers, Johann Theodor Rinck (1782-1839). Die Bäckerei sowie eine Mehl- und Futtermittelhandlung, zog im gleichen Jahr in das erworbene Haus in der  Haasstraße, wo die Eheleute das Geschäft bis 1888 führten. Nebenberuflich war Carl Rinck Präsident im  Kirchenbauverein für die Sankt Josephskirche. Bei der Bildung des ersten Kirchenvorstandes wurde er 1872 deren Präsident. Maria Rinck-Brüll war die Patinnen der von den Eupener Handwerkern gestifteten Glocke. Ab 1876 war Carl Rinck Stadtverordneter unter Oberbürgermeister Peter Becker.

Da die Ehe kinderlos blieb, übernahm der Neffe Richard Rinck (1866-1939) 1888, nach dem Tode des Onkels das Geschäft. Dieser führte es mit seiner Schwester, die 1909 plötzlich verstarb, weiter. Bedingt durch diese Umstände heiratete Richard Rinck 1911 die aus Wörrstadt bei Mainz stammende Wilhelmine Diehl.

Um die Jahrhundertwende gab es in Eupen mehr als 90 Backbetriebe bei rund 12.000 Einwohner  sowie die Konkurrenz der belgischen Bäcker, die in unmittelbarer Grenznähe zum Teil in Privathäusern oder aus ihren Karren sehr preiswerteres Brot verkauften, es sicherlich keine sehr einfache Zeit. Richard RinckRichard Rinck engagierte sich Zeit seines Lebens für die beruflichen Belange seiner Zunft, zuerst in der Vereinigung  der Eupener  Bäcker und nach Gründung der  Bäckerinnung, damals als "Zwangsinnung" mit Pflichtmitgliedschaft, wurde er 1909 der Gründungsobermeister. Richard Rinck war mehr als 25 Jahre Mitglied des Stadtrates, sowohl zur Preussenzeit, wie auch zu belgischer Zeit. In dieser Funktion, bekleidete er ab 1923 mehrere Jahre  das Amt des Bauschöffen. In seine Amtszeit fiel die Gründung der Baugenossenschaft und der Bau einer Arbeitersiedlung in den Hütterwiesen (Gülcherstrasse). Er erhielt anfänglich als Schöffe, ein jährliches Entgelt von 3000 Franken.

Seine Ehefrau fand mehr und mehr Interesse  an der Herstellung von Konditoreierzeugnissen, eine Leidenschaft die dem Geschäft in den 1920er und 1930er Jahren zu einigem Aufschwung verhalf. 

100 Jahre Bäckerei Konditorei Rinck
Siehe hier den Artikel, im Korresplondenzblatt des Kreises Eupen, vom 9. Juli 1938

Ab 1938 übernahm der 1913 geborene Sohn Hans Rinck die Geschicke des Geschäftes, nachdem er die Lehre in Verviers gemacht, die Kölner Meisterschule für Konditoren, sowie zahlreiche Weiterbildungskurse besucht hatte. Anfang 1940, nur wenige Monate nach dem Umzug in die Klosterstrasse, wurde er als Folge der Mobilmachung in die belgische Armee eingezogen, während seine Mutter und ein Lehrling die Aktivitäten fortsetzten. Von 1940 bis 1942 konnte Hans Rinck wieder seiner beruflichen Tätigkeit nachgehen. Danach wurde er zum Zwangsdienst in die deutsche Wehrmacht eingezogen. Als direkte Folge, musste das Geschäft bis August 1945 geschlossen bleiben und wurde am Tag nach der Rückkehr des Besitzers, aus der Kriegsgefangenschaft (am Garnstock) wiedereröffnet. 

Die Nachkriegsjahre waren eine Zeit des Aufbruchs, denn der Nachholbedarf nach den Entbehrungen der Kriegszeit war groß. 1947 ehelichte Hans Rinck, Hilde Mockel. Die gestiegene Nachfrage, die  mehr als 10 Jahre andauerte, war enorm. So war in der Nachkriegszeit bis etwa 1960 der Betrieb eine reine Konditorei mit Café. Erst Ende der 1950er Jahre wurde wieder mit der Brotherstellung begonnen. 1965 begann Freddy Rinck die Lehre in der elterlichen BackstubeHans und Hilde Rinck und arbeitete nach Ablegung der Meisterprüfung 1970, zwei Jahre in anderen Betrieben.

Von 1965 beschritt Hans Rinck den Weg seines Vaters und wurde Obermeister der Bäcker- und Konditorinnung. In seiner Amtszeit wurden viele Kontakte zu auswärtigen Innungen gepflegt. Hieraus resultierten die Verschwisterungen mit Innungen von Tongeren und Brügge. Dieses Amt, führte er noch 6 Jahre nach der Geschäftsübergabe mit viel Hingabe und Freude bis 1982 weiter.

Durch eine Erkrankung von Vater Hans, musste Freddy Rinck  seine "Wanderjahre" früher als vorgesehen abbrechen. Er vervollständigte seine Ausbildung in Seminaren, Fachliteratur und durch die tägliche Arbeit in der Eupener Backstube. 

 1000 KrapfenAb 1976 übernahm er schließlich mit seiner Frau Katja das Geschäft in der 4. Generation. Schon im ersten Jahr wurde der Verkaufsraum grundlegend umgestaltet. Im Oktober 1976 erfolgte die Übernahme der Backwarentheke im damaligen Kaufhaus Nopri, heute "Carrefour Market" Eupen.

Die in den folgenden 30 Jahren gestaltete Geschäftspolitik erforderte erhebliche Investitionen in Gebäude, modernen Maschinen und natürlich auch in qualifiziertenEine Filiale Mitarbeitern.  Durch ständige Anpassung des Sortiments und die konsequente Einhaltung unserer Qualitätskriterien versuchten wir mit unseren Mitarbeitern, unsere zum Teil langjährigen Stammunden zufrieden zu stellen.

Ein schöner Dank war, noch in den späteren 1970ern von Kunden zu hören, dass sie schon mit ihren Eltern, Rinck's Reisfladen oder Brezeln "unter der Haas"  gekauft hatten.

Im Sommer 2013 begingen wir das 175. Bestehen des Familienbetriebes.

Bild 1: Carl und Marie Rinck-Brüll
Bild 2: Richard Rinck
Bild 3: Hans + Hilde Rinck
Bild 4: F.Rinck beim Krapfenbacken zu Karneval 1976
Bild 5: Die Filiale im Carrefour Market

Februar  2016